Teesalon-Journal
Teehauptstädte
Teesommer in London
Terrasse des Ham House in Richmond-upon-Thames
Terrasse des Ham House in Richmond-upon-Thames
London hat ja bei uns auf dem Kontinent das Image einer ziemlich nebligen und verregneten Stadt. Dass dieser Eindruck nicht ganz falsch ist, bestätigt unsere Korrespondentin, und erklärt auch gleich, wie die Briten, zumindest beim Teetrinken, damit umgehen.

Von Jane Pettigrew ("Tealover's Companion"), London

17. Jun. 2008


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Letztes Jahr beispielsweise fand der erwartet-schweisstreibende August schlicht nicht statt, und während ich diese Zeilen schreibe, haben wir draussen statt einem prachtvollen Juni ein Wetter, bei dem man gerne noch etwas Warmes drüber anzieht. So trinken wir denn im Moment auch lieber noch unseren gemütlichen, wärmenden heissen Schwarztee, als uns mit amerikanisch beeinflusstem Eistee abzukühlen. Und falls sich Sonne und Temperaturen dereinst doch etwas grosszügiger mit uns zeigen sollten, so werden sich unsere Tee-Gewohnheiten dennoch nicht wirklich ändern: wir tragen dann unser Tablett mit dem Teegeschirr einfach nach draussen in den Garten, wo wir wiederum gemütlich an unserem heissen Schwarztee schlürfen.

Und an wirklich heissen Tagen sollten auch Tea-Rooms und Tea-Lounges einen Garten haben, denn diese erfreuen sich dann eines nicht enden-wollenden Besucherstroms, während die Innenräume ein wahrlich einsames Leben erdulden müssen. Und da wir uns hier bezüglich Sonnenschein gar benachteiligt vorkommen, geniessen wir jeden Sonnenstrahl - und das natürlich an der frischen Luft mit einer heissen Tasse Tee!

Das kam uns Briten übrigens nie komisch oder seltsam vor. Denn dämpfende Tassen und Mugs symbolisieren für uns Behaglichkeit, Genuss, Erfrischung und Entspannung, alles Eigenschaften, die dem Eistee völlig abgehen. Und es scheint ein Geheimnis heissen Tees zu sein, dass er an heissen Tagen zu kühlen und an kalten zu wärmen vermag. Für viele Leute hier in Grossbritannien ist Tee nicht wirklich Tee, wenn er in einem Glas und mit Eiswürfeln daherkommt. Das mag einem zwar ziemlich verdreht vorkommen, aber das macht uns wahrscheinlich erst zu wahren Briten!

Trotzdem gehen vor allem Kaffee-Bars und Tea-Rooms langsam dazu über, einem jungen Publikum phantasievoll gemachte Cocktails aus verschiedenen Teesorten und Fruchtsäften anzubieten. Sie kommen häufig in einem hohen Glas mit gezuckertem Rand daher und werden mit Früchten, Pfefferminzblättern und ähnlichem dekoriert. Natürlich bringen diese Drinks auch Farbe und Abwechslung in das Angebot eines typischen Tea-Rooms. Für die erfolgreichsten dieser Drinks wird viel Frucht verwendet, populär sind auch Mixes aus Jasmintee mit Eis und wenig Zucker, oder Pfefferminz-Grüntee mit Zitronensaft und Eis, oder Schwarztee vermischt wird mit Kardamom, Zimt, süsser Milch und Eis. Jeder, der eine derartige Kreation anbietet, versucht dabei etwas Einmaliges, Ungewöhnliches oder einfach Interessantes zu kreieren.

Falls Sie Tea-Rooms mit Garten in und um London suchen, so habe ich hier ein paar Tips:

Das "Kenwood House" in Hampstead hat einen grossen, weitläufigen Garten, der sich über mehrere Terrassen und Veranden zieht, und man geniesst eine fantastische Sicht über einen wunderbar geschwungenen Englischen Park.

Das "Goring Hotel" gleich bei der Victoria-Station, und "The Montague on the Gardens'" unweit des Britischen Museums, haben beide sehr hübsche, vom Lärm der Stadt abgeschottete Gärten, wo auch Tee serviert wird.

Oder wir wäre es mit dem "Ham House" in der Gegend von Richmond, das Eigentum des National Trust ist? Das Haus war einst das Zuhause der Herzogin von Lauderdale, der übrigens besten Freundin von Königin Katharina von Braganza.

Ganz anders "Tea" am Paternoster Square bei der St. Paul's Cathedral, wo es Tische draussen auf der Strasse gibt und man das vorbeiziehende Leben beschaulich mit einer Tasse Tee geniessen kann.

"Orange Pekoe" in Barnes hat ebenfalls einen sehr schönen Garten, und ganz nebenbei handelt es sich auch um einen hoch-qualitativen Tea-Room.

Und schliesslich "Momo", ein Marrokanischer Tea-Room an der Heddon Street (Central London), wo man draussen in authentischen "Pouffs" sitzen kann, natürlich am Tee nippend, und wer will, kann auch gleich die Wasserpfeife mitbestellen!

Sollten uns doch einmal einige heisse und lange Sommer ins Haus stehen, werden wir vielleicht auf Eistee umsteigen, aber solange es nicht soweit ist, bleiben wir klar bei unserem heiss-dampfenden Schwarztee!


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