Teesalon-Journal
Blick nach Fernost
Tee für die unerträgliche Hitze
Eistee, sprichwörtlich gross im Kommen auf Taiwan
Eistee, sprichwörtlich gross im Kommen auf Taiwan
Taiwan ist eines der interessantesten Teeländer, und dazu noch subtropisch. Grund genug für teesalon.com, einmal nachzufragen, wie man sich dort die Hitze aus Kopf und Seele trinkt. Und offenbar ist auch im chinesischen Kulturraum der Eistee populär geworden.

Von Menglin Chou, Taipeh

06. May. 2008


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1904 konnte man auf der Weltausstellung in St. Louis auch die unerträgliche Hitze eines Rekordsommers erleben. Ein Tee-Verkaufsstand, dessen Aufgabe es war, die Amerikaner vom Schwarztee zu überzeugen (sie tranken bis dahin praktisch nur Grünen), konnte dies in dieser Situation kaum erfolgreich tun. Richard Blechynden musste also dringend eine Idee finden, um seine Mission zu retten. Also schüttete er Eis in den heissen Tee, der dann sekundeschnell gekühlt wurde, und fand sofort regen Zulauf. Das war - zumindest der Legende nach - der Anfang des Eistees.

1980 bereits war der Verbrauch weltweit von Eistee mind. dreimal höher als jener von heissem Tee. Der chinesische Teeheilige Lu Yu hätte sich wohl nie gedacht, als er im 8. Jh. sein Meisterwerk "Cha Jing" schrieb, dass man seinen heissen Zaubertrank je zum kalten Durstlöscher revolutionieren würde. Und dass aus dieser Verwandlung auch noch ein riesiges Business entstünde!

Für einen "Fossil-Chinesen" wie mich ist beim Genuss von eiskalten Dingen immer gebührend Vorsicht geboten. Aber in der modernen Zeit hat der eiskalte Genuss zu einem Versprechen von Frische und Fortschritt mutiert.

In Taiwan wird Tee im heissen, feuchten Sommer auch gerne kalt getrunken. Unser Rezept dafür: 2 Liter Wasser in Zimmertemperatur und 30 g Oolongtee mischen. Direkt im Kühlschrank 6 - 8 Stunden ziehen lassen. Die Teeblätter werden danach herausgefiltert. Heraus kommt ein glasklarer, beinahe berauschend-kühler Tee. Diesen kann man für weitere 3 Tage im Kühlschrank aufbewahren, wenn man will.

Mein Lehrer in Taipei trinkt am liebsten den eiskalten Oriental Beauty während des ebenfalls unerträglichen Sommers in Taipei. Die Honignote und seine feine fruchtige Nuance vertreiben sofort die nervige Hitze und die Plage aus dem Kopf. Was bleibt, ist der königliche Genuss wie einst bei Victoria!

Wenn man gerne eine der Lieblings-Volkssportarten der Mitteleuropäer betreibt, nämlich das Wandern, dann sollte man eine Flasche Tee im Eisfach gefrieren lassen. Vor dem Aufbruch wickelt man ein Tuch um die Flasche und steckt das Ganze in den Rucksack. Bei der Wanderung taut der Tee langsam auf und das inzwischen eiskalte Tuch gleicht dem Osibori, jenem Tuch, dass einem als Gast in einem guten japanischen Restaurant meistens eiskalt oder heiss zur Erfrischung gereicht wird. Und wie gross wird der Genuss und die Erfrischung erst sein, wenn man sich auf einer anstrengenden Wanderung befindet!

Um bei Queen Victoria zu bleiben: natürlich kann man den königlichen Genuss bis ins Details nachahmen. Zucker im Tee war die Machtdemonstration der vergangenen Zeit. Der goldwerte Zucker und der rare Tee aus China präsentierten eine Mischung von außerirdischen Genuss und die Sehnsucht nach dem Pardadies. Heute ist jeder der König im eigenen Schloss und der königliche Genuss ist richtig volksnah und demokratisch geworden!


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