Teesalon-Journal
Teereise
Taiwan by Tea
Startpunkt der Reise: Taipeh
Startpunkt der Reise: Taipeh
Der Schweizer Teeclub auf Teereise in Taiwan. Verfolgen Sie hier mit, was so passiert.

Von

01. Jan. 2009


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Dienstag, 28. April 2009

Von Hannes Pfister und Hans Reinle

Der letzte Tag nach so vielen Erlebnissen! Wir fahren nach Pinglin. Shideng ist ein bergiges Gebiet nordwestlich von Taipeh, wo früher viel Tee angebaut wude. Der Kohlebergbau und zunehmend andere Industrien verdrängen den Tee. Geister und Götter hat es viele. Dichtester Wald so weit man blickt. Beim Teemuseum von Pinglin besuchen wir die Meeresgöttin der Teehändler. Sie ist Beschützerin der Teehändler, der Han-Chinesen, die vom Festland kamen. Die Überquerung der Formosastrasse war sehr gefährlich.

Dann im Dorfzentrum besuchen wir Teehändler. Bei Mister Huang probieren wir schöen Paochung. Wichtig ist das Erkennen des Feuchtigkeitsgrades. Seine Tees sind charakteristisch für dieses Anbaugebiet. Mister Jao, ein anderer, langjähriger Teehändler, der uns seine Köstlichkeiten zeigt, bereitet dies als so genannte Kampfdegustation auf, d.h. mehrere Tees werden in grossen Schalen aufgegossen. Teehändler entscheiden bei solchen Degustationen über ganze Schiffladungen. Bei eiligen Trinkern pflegt Mister Jao den Preis in die Höhe zu treiben. Beim Paochung-Tee kommt es auf die Klarheit, die Nachhaltigkeit und Sanftheit an.


Teemuseum in Pinglin

Teedegustation bei einem Teehändler

Bei einem dritten Teehändler, Mister Feng, findet sich nach einer Mittagverpflegung die ganze Gruppe ein. Der junge Mister Feng ist auch ein Schüler des Meisters. Wiederum entstand eine bei den Taiwanesen so beliebte Runde, möglichst eine Menge von Freunden. Sie schätzen Gastfreundschaft und das Gefühl des Zusammenseins sehr hoch ein.

Der Nachmittag war einer letzten Tee-Runde beim Cheng Laoshi gewidmet. Lektion eins befasste sich mit Tie Guan Yin, die zweite Lektion mit Oriental Beauty.

Ti Guan Yin ist der Name eines Teebaums und auch die Bezeichnung einer Herstellungsmethode. Beides muss zutreffen, um einen Original Tie Guan Yin zu haben. Das Blatt ist dickfleischig und hat ein intensives Aroma (Honig, blumig, taiwanische Guavefrucht, fruchtig, manchmal Pfirsich). Er wird geröstet.

Grüner Ti Guan Yin kommt typischerweise aus China und wird anders behandelt als Oolong (z.B. viel dünner ausgelegt zum Welken in Körben, grosses Schütteln in der Bambustrommel ohne vorher gehendes Wenden in den Körben, dreifach schnellere Umdrehung der Bambustrommel mit grösserem Schleudereffekt, keinen Fermentationsrand, nicht geröstet und somit nicht stabil, d.h. er muss im Kühlschrank gelagert werden). Aus 7 Kilo Pflückgut wird 1 Kilo Tee erzeugt (typisch für Oolong: 5 Kilo zu 1 Kilo Tee). Muzha Tie Guan Yin ist ein typisches Herkunftsgebiet südwestlich von Taipei.

Oft wird Shimen Tie Guan Yin gleich gesetzt mit dem Tie Guan Yin. Die Marketing-Anstrengungen sind gross, um dem Shimen Tie Guan Yin eine bessere Position zu geben. Wenn man aber ihn neben original Tie Guan Yin vergleicht, bestehen klare Unterschiede. Der Shimen, der aus einem anderen, ursprünglich für Schwarztee gebrauchten Teebaum gewonnen wird, hat nicht die typischen fruchtigen Aromen.

Oriental Beauty wird auch Angeber-Tee genannt. Es gibt etliche Legenden dazu, weshalb er zu diesem Namen kam. Allen gemeinsam ist die Zufälligkeit, wie der Tee entstanden ist und wie er beliebt wurde. Er ist ein von Zikaden befallener Tee, der durch diese Bisse nicht mehr richtig wächst, aber dafür ein speziell gutes Aroma erhält. Oriental Beauty wird auch als „Formosa Oolong“ bezeichnet (früher war er gar DER Oolong). Heute wird unterschieden zwischen „white tip oolong“ (= Oriental Beauty) und kugeligem Oolong, wovon der Dong Ding ein typischer Vertreter ist. Oriental Beauty ist ein Tee aus Tips und kann nur mit aufwändiger Handarbeit gepflückt werden. Entsprechend ist er teuer. Er wird in der Gegend von Pinglin und im Miaoli-Gebiet erzeugt. Sein Aufguss ist orangefarbig und hat einen geschmeidigen, honigsüssen öligen Abgang. Je mehr Zikadenbiss (oder -kuss) er enthält, desto besser wird der Tee.

Als Abschluss degustieren wir den Langnasen-Tee, den wir am Samstag und Sonntag produziert haben und den der Teemeister hier in Taipei noch geröstet hat. Unser Tee ist süsslich und viel versprechend. Er kann gut gelagert werden. Ein gelungenes Resultat unserer Teereise und Teearbeit in Mingjian. Es findet eine herzliche Verabschiedung und Verdankung statt mit der Absicht, sich im Sommer in Zürich zu treffen, dann wann der Meister Menglins neu eröffneten Laden besuchen kommt.


Montag, 27. April 2009

Von Heidi Bader

Es ist Rückreisetag von den Bergen in die Hauptstadt. Als Kontrast zu den bisherigen Besichtigungen und Besuchen bei Teebauern führt uns Aton zur „Formosa Black Tea Company Ltd,“ in Guansi. Diese Teefabrik wurde bereits 1937 gegründet. Damals produzierte sie egens Schwarztee, wie der Firmenname dies aussagt. Der Tee wurde in die ganze Welt exportiert. Einst befanden sich 250 Hektaren Teegärten im Besitz der Familie, heute sind es noch 35. Diese 35 Hektaren ergeben 10 Tonnen Tee aus vier Ernten. Heute wird Grüntee produziert und vor allem nach Japan exportiert. Das Fabrikgebäude und die Büros sind gepflegt und wirken bereits museumhaft, eine Augenweide für Einrichtungsliebhaber der 30er Jahre. Stehen geblieben ist das Unternehmen keineswegs, hat es sich doch letztes Jahr ISO zertifzieren lassen.


Die Black Tea Factory in Guansi

Büro oder Museum? That's the question

In einem einfachen Restaurant essen wir zu Mittag lokale Speisen. Eine gut gewürzte Hühnersuppe soll uns entgiften...

Wir treffen beim Tea Research & Extension Institute in Yangmei ein. Eine Präsentation gibt einen kurzen Einblick in die Arbeit des Instituts. Das Institut wurde 1903 mit englischem Kapital gegründet. Seine Aufgabe ist, die Teepflanze weiter zu entwickeln, die Produktion zu verbessern und das Marketing dazu bereit zu stellen, dies aus agronomischer Sicht. Es werden neue Kreuzungen von Teebäumen herangezogen. Ein solcher Versuch kann bis zu 30 Jahren dauern. Geprüft werden Grüntee, Pouchong und Oolong.


Beim Tea Research Institute draussen im Feld...

... und drinnen vor der "Kampfdegustation"

Wir spazieren durch das Versuchsfeld und treffen eine Vielzahl von unterschiedlichen Teebäumen an. Anschliessend werden wir zu einer Tee-Degustation eingeladen mit

  • Grüntee
  • Pouchong
  • Wen-Shen
  • Long Ching
  • High mountain
  • Dong Ding
  • Ti-Kuan-Yin
  • Oolong white tip
  • Black Tea
  • und eine noch nicht auf dem Markt bekannte Sorte: GABA

Mein Favorit ist der White Tip Oolong.

Nach einer weiteren Stunde Busfahrt erreichen wir Taipeh. Abends erwartet uns ein Tee-Bankett (Oolong-Reis, Hühnersuppe mit Grüntee, Garnelen mit Tee bestreute, Oriental Beauty Jelly usw.) Es war Klasse!


Sonntag, 26. April 2009 Hot Springs

Von Heidi Bader

Am späteren Vormittag verlassen wir den Teebauer Amin und fahren Richtung Berge. Einige unserer starken Männer haben ihr Interesse beim Rollen des Tees gezeigt. Es wird Kraft und Fingerspitzengefühl verlangt, um die Maschine zu bedienen.

Zu diesem Zeitpunkt ist unser Tee noch nicht fertig; in den Räumen der Manufaktur wird er weiter verarbeitet, geröstet. Wir freuen uns, unseren selbst verarbeiteten Tee zu Hause zu aufzugiessen. Im kalten Bus reisen wir zu den heissen Thermen von Miaoli. Unterwegs rasten wir in der Erdbeerregion und trinken eine Tasse taiwanesischen Kaffee!

Das Hot Spring Resort verfügt über eigene Thermen. Das schwefelhaltige Wasser kommt mit 42° aus dem Boden. Einige unserer Gäste sitzen im Freiluftpool und geniessen das warme Wasser, andere frönen diesem Luxus im privaten Becken mit Fernseher...

Nach dem Abendessen werden wir zur Prüfung bei Aton geladen. Fünf Tees reicht er nacheinander. Es gilt herauszufinden, um welchen Tee es sich handelt, er will testen, was wir wir gelernt haben. Bei diesen feinen Düften und Geschmäckern kann es sich nur um Atons persönliche Teekiste handeln. Die Auflösung des Rätsels ist die folgende Liste von degustierten Tees:

  • Qing Xin Oolong
  • Mingjian rou gui (Phoenix Teebaum); verkäuflich
  • Dong Ding Oolong, muss noch geröstet werden (Mann, bei dem wir Tee tranken)
  • Alishan 25 Jahre alt (pflaumig, Gardenia-Duft im Krugdeckel, Caramel in der leeren Tasse, kommt von Röstung)
  • Lishan geröstet auf Holzkohle (Nage cha von ihm selber gemacht, käuflich)

Bereits beim ersten Treffen mit unserem Teemeister haben wir diese ausgezeichneten Tees gekostet. Sicher ist, dass wir diese Raritäten erkennen und schätzen können.


Strenge Prüfung mit Meister Cheng

Kleines Bild aus der Badewanne...

Samstag, 25. April 2009

Von Hans Reinle

Wir verlassen das Sun Moon Lake Hotel und werden von winkendem Personal verabschiedet: „Byebye, wenn du Geld hast, komm' wieder, sonst lass' es lieber sein.“

Die nächste Station ist die nahe gelegene Antique Sun Moon Lake Assam Farm in Yuchi, die Schwarztee (hong cha) herstellt. Schwarztee hat eine bewegte Vergangenheit. Vor 40 Jahren war diese Gegend das wichtigste Anbaugebiet für taiwanischen Schwarztee. Wegen der grossen Nachfrage wurde immer mehr auch schlechtere Qualität geerntet (zu grosse Blätter). Man ging so weit, die anstatt Teeblätter Longan-Schalen als Material zu verwenden und mit Russ zu färben. Alle diese miese Ware konnte eine Zeit lang verkauft werden, bis der Skandal aufflog und der Nantou-Schwarztee in Verruf geriet. Eigentlich solle Taiwan keinen Schwarztee herstellen, da er zu arbeitsintensiv und nicht konkurrenzfähig ist. Heute ist der Hong Yu, der von Sun Moon Lake Farm angebaut wird, eine beliebte Spezialität und kann sich behaupten.

Wir gehen durch die Teefabrik, die stark auf touristisches Zusatzgeschäft ausgerichtet ist (Teeräume, Shop, Garten-Café, englische & chinesische Erläuterungen an den Produktionsstellen). Im Welkraum sind in einem kleinem Bereich Teeblätter zum Welken aufgeschichtet worden. Unser Teemeister prüft das Pflückgut und zeigt dessen grossen Mängel. Ein Teil der Blätter ist braun, was auf mangelhafte Pflege im Garten hinweist, da solche Qualitätsmängel vor dem Maschinenschnitt in der Pflege des Gartens eliminiert werden müssten, was hier offensichtlich nicht geschehen ist.

In Nantou gehen wir auf den Stadtmarkt für ein frühes Mittagessen, wo wir von einem Vertreter der Stadt sowie vom lokalen Fernsehen empfangen werden. Auch der japanische Gastro-Journalist, ursprünglicher Anlass für diesen Treffpunkt, der unseren Tee-Meister treffen will, erscheint auf dem Platz. Zwischen Passanten, Moto-Scooters, Verkaufsständen mit gerupften Hühnern und bestaunt von der Bevölkerung essen wir und werden dabei interviewt, geknipst und gefilmt, wie wir möglichst kunstvoll die Essstäbchen verwenden.

Beim Teebauern Amin und seiner Frau Amintaitai, Verwandte unseres Teemeisters, geht es dann Richtung Arbeit. In den nächsten 24 Stunden werden wir aktiv oder beobachtend intensiv dabei sein, wie Tee gemacht wird. Es soll am Ende unser Tee sein, der Langnasen-Tee. Wir werden mit Schürze und Kopftuch in traditionellen Farben fürs Gruppen-Feeling eingekleidet (und wohl auch zur Belustigung der Umgebung, wenn wir als farbige Gruppe durch Felder und Strassen marschieren...)

Unser Teemeister wird uns durch den Herstellungsprozess führen. Die Herstellung besteht aus folgenden wichtigen Schritten:

  • Sonnenwelken
  • Indoor-Welken
  • Fermentieren
  • Erhitzen
  • Komprimieren
  • Trocknen
  • Rollen

Zwischen Arbeitsschritten mit längerem Abstand essen wir und wandern durch Teegärten. Der Teemeister zeigt einen Teegarten, der nach biologischen Prinzipien bewirtschaftet wird mit all den notwendigen Schutzmassnahmen, um negative Einflüsse aus den umgebenden Feldern möglichst abzuwehren. Menglin ist sehr beschäftigt, von Taiwanisch auf Deutsch und umgekehrt zu übersetzen. Mit Energie und Sorgfalt erfüllt sie diese Aufgabe und gibt uns so die Möglichkeit, an der Philosophie des Teemeisters, seiner Bildsprache und seinen Spässen teilzuhaben. Am Abend versammeln wir uns in der „Stube“, wo der Teemeister sich hinter einem Tisch mit Teegerätschaften einrichtet und wir uns um den Tisch herum gemütlich einrichten. Es beginnt ein zweistündiger Tee-Genuss mit Geschichten, Witzen, Informationen und Fragen. Es herrscht auch ein Kommen und Gehen, da das Wohnzimmer nichts Privates ist sondern ein offener Begegnungsbereich.

Die Arbeiten dauern bis 23 Uhr, dann gibt es eine Pause bis 6 Uhr früh, denn der Tee wartet nicht auf uns sondern diktiert in dieser Zeit den Lebensrhythmus.

Eine detaillierte Beschreibung des Ablaufs gibt's hier.


Freitag, 24. April 2009, Dong Ding

Von Jürg Meier

Alishan zeigte sich heute morgen von seiner besten Seite. Neben dem gutem Wetter hörten wir von weitem die Melodie von „Für Elise“. Zuerst dachten wir, ein Märchentram oder dergleichen würde vor dem Hotel vorfahren, es handelte sich dann aber um die Müllabfuhr, die offenbar auch akustisch etwas zur Verschönerung des Ortes beitragen wollte.

Die nachfolgende Fahrt auf der Panoramastrasse durch den Alishan war in jeder Beziehung atemberaubend. Auch, weil wir uns zeitweise auf 2500 m über Meer befanden, aber vor allem natürlich wegen der Aussicht. Bei Alishan handelt es sich nicht um einen einzelnen Berg, sondern um eine pitoreske Gebirgsregion, deren höchster Gipfel 4000 m erreicht.


Unsere Gruppe bei den "Ehepaar-Bäumen" im Alishan-Gebiet

Dong Ding selber ist ein Dorf und ein Berg, 750 m ü.M.. Zunächst wurden wtir allerdings vom lokalen Bauernverband sowie Presse und Fernsehen in der benachbarten Stadt Lu Ku empfangen. Offiziell zählt diese Gegend ebenfalls zu Dong Ding, da Dong Ding selbst die Nachfrage nicht decken könnte. Hier ist auch ein Tea Research Institute ansässig, dass zweimal jährlich in einem grossen Wettbewerb den besten Tee der Gegend bestimmt. Wer gewinnt, dem ist die Ehre sicher, aber auch die Kopierer, welche sich sehr für seine Pflanzen und Herstellungsverfahren interessieren.

Während des Mittagessens kreuzte auch das Fernsehen auf. Hauptfrage der Journalisten: Wie können wir den Dong Ding Tee *noch* berühmter machen in Europa. Nun, wir konnten ihnen natürlich nicht sagen, dass sie ihn überhaupt mal bekannt machen sollten... Der Link zur Sendung hier..


Kleine Inspiration für den nächsten Besuch im chinesischen Restaurant. Das Menu heute: Süsskartoffeln mit Bambus, Omelette mit Tee, Reis mit Süsskartoffeln, Poulet an Pflaumensauce, Fisch mit Zitronengras, Wildes Gemüse, Kohlrabi an Chilisauce, Nudelsuppe mit allem, Schweinefleisch mit Palmherzen, Rindfleisch mit Tee paniert, Hochland-Sellerie, Bambussuppe mit Schweinefleisch, Oolong-Gelée mit Süsskartoffeln und Klebereis, schliesslich Melonen

Am Nachmittag besuchten wir dann einen noch traditionell arbeitenden Teebauern, Mr. Su. In Dong Ding gibt es nur drei Familiennamen. Wer also wirklich Original Dong-Ding will, sollte sich vielleicht nach dem Nachnamen des Teebauers erkundigen. Auch hier gibt es natürlich einen Trend auf Masse, d.h. die Verarbeitung wird abgekürzt, Schritte ausgelassen, und entsprechend ist dann die Qualität des Produkts. Es fehlt die Liebe zum guten Tee, den Meister Cheng den "Geist des Tea-Makers" nennt. Mr. Su will aber genau die Tradition dieses guten Geistes hochhalten, nimmt dafür aber viel mehr Arbeit in Kauf, obwohl sich Dong-Ding-Tee so oder so gut verkaufen würde. Natürlich muss er da auch Kompromisse schliessen, z.B. wegen des Wetters oder den Einsatz von Pestiziden, aber der Geist stimmt.


Teebauer Su im Gespräch mit uns

Impression aus Dong Ding Dorf

Aus dem ländlichen Dong Ding wechselten wir dann ins Touristengebiet vom Sonnen-Mond-See, und dort in ein Top-Hotel mit eigener heissen Quelle. Das Wasser sprudelt dort mit 41 Grad, und dort re-vitalisierten wir unsere arg-geschundenen Körper nach der japanischen Onsen-Methode. Konkret schmorten wir im heissen Wasser, und wechselten dann ins eiskalte...


Morgenstimmung am Sonne-Mond-See

Ueber unsere Reise berichtete das Taiwanesische Fernsehen: http://tnews.cc/049/newscon1_9722.htm

Donnerstag, 23. April 2009, Alishan Mountains

Von Heidi Bader

Alishan liegt ca. 200 km südlich Taipeh in den Bergen auf 1400 Meter über Meer, auf dessen Fahrt wir uns nun befinden. Ein Betonwald an Hochhäusern säumt die Strassen ausserhalb der Hauptstadt, danach fahren wir durch üppige Landschaften, Reisfelder, Palmenwälder und Betelnussbäume. Auffalllend sind die überdimensionalen Farne.

Die Teegärten von Alishan sind bekannt für seinen Hochgebirgstee. Es wird Jin Xueng und Jin Xin Oolong angebaut. Durch die Hanglage wird der Tee von Hand gepflückt. In den unteren Regionen ist die Ernte bereits vorbei, bzw, im Gange, in den oberen Regionen darf noch 10 – 14 Tage zugewartet werden.

Am frühen Nachmittag erreichen wir Alishan. Traditionell chinesisches Essen wird uns in einem einfachen Lokal serviert. Selbst der Lokalgouverneur war zum Speisen anwesend. Das Taiwanesische Fernsehen ist ebenfalls vor Ort. Unser Teemeister zieht es vor, dass wir von Interviews absehen.

Tee ist weiterhin das Thema, wir besuchen die gegenüberliegende Teemanufaktur und erleben das Welken und Rollen der Teeblätter. Teeblätter können sonnengewelkt werden, was ca. 20 – 30 Minuten dauert, je nach Besonnung, Unter Dach beansprucht dieser Arbeitsvorgang bis zu einer Stunde. Gewelkt sind die Blätter, wenn sie welk sind und den Glanz und das intensive Grün verloren haben. Als nächster Schritt folgt das Rollen der Blätter. Dieser Prozess wird bis zu sechs Mal wiederholt, angefangen vom Pressen im Stoffbeutel, zurückführen in die Lüftungsmaschine, erneut Pressen im Beutel usw. Das Trocknen derTeeblätter folgt – am nächsten Tag.


Am Blatt sieht man es: sicher wurde hier stark gedüngt

Welkprozess: frisch gepflückte Blätter werden unter der Sonne getrocknet

Wir übernachten im Alishan House, erbaut im japanischem Stil..Doch vorher lädt uns Menglin zu einem erholsamen Rundgang im nahe gelegenen „geschützten Wald“ ein. Ein gepflegter Fussweg führt uns zwischen uralten, taiwanesischen Zypressen und üppiger Vegetation hindurch. Diese riesigen Bäume strotzen vor Energie. Ihr Alter wird zwischen 800 und 1900 Jahre geschätzt. Das unwegsame Gelände hat die Bäume bis heute am Leben gelassen. Wir geniessen die frischeLuft und Mystik im Walde. Ein paar mutige Reiseteilnehmer werden morgen den Sonnenaufgang von Alishan erleben, das heisst früh aufstehen.



Elephanten Baumstumpf

Ein Händler verkauft frische Wasadi

Aelterer Schwester-See im Alishan-Park



Mittwoch, 22. April 2009

Von Jürg Meier

Erster Ausflug in die Umgebung von Taipeh, und zwar in die Porzellanstadt Yingge im Südosten der Metropole. Es soll dort 500 Keramik- und Porzellanläden und -manufakturen geben. Wir haben zwar nur 473 gezählt, aber trotzdem war die Auswahl nicht schlecht :-) Die Bandbreite zieht sich dabei vom einfachen Keramiksupermarkt mit Alltagsgeschirr bis zur Kunstgalerie, welche Arbeiten zahlreicher lokaler Künstler verkaufen.


Typische Landschaft im Grossraum Taipeh

Gartenrestaurant in Yingge

Deren Grossmeister besuchten wir gleich am Morgen. Meister Tao Chou Hsu unterhält eine Manufaktor mit einer zweistöckigen Ausstellungsfläche darüber. Wenn man sie betritt, stockt einem zunächst der Atem. Hier befindet sich eine unbeschreibliche Anzahl von Exponaten, alles Unikate, alles Meisterwerke. "Ich will immer weitergehen, ich schaue nicht gerne zurück. Ich bin wie ein Kind, das immer Neues probieren will." Darüber gibt es wohl keinen Zweifel. Tatsächlich ist der Meister, der ursprünglich Förster war und heute gleich an zwei Kunstakademien doziert, ein wahrer Alchemist, wie die meisten seiner Berufskollegen. Am liebsten arbeitet er mit Porzellan, Keramik interessiert ihn weniger, und hier wiederum experimentiert er bevorzugterweise mit Glasuren. Gold hat es ihm angetan, und tatsächlich schimmern im Raum zahlreiche Exponate mit dem Edelmetall. Umgekehrt findet man kaum rot. Dieses ist ihm zu giftig, denn es wird meistens mit nur 800 statt 1300 Grad gebrannt, und deswegen verbreiten sich giftige Gase. Und was hält er vom hohen Goldpreis? Ist ihm egal. Neben seiner neuesten Kreation stehend (die wir nicht fotografieren durften), meinte der bescheidene Mann: "Für diese Vase habe ich ein Angebot aus Japan über 1 Mio Fr., da spielt der Goldpreis keine Rolle mehr."

Nach dem Porzellanmeister gings zum Jade-Meister, Meister Lin Guoxiang. Dabei wurden wir alle "energetisiert". Wer sich etwas mit Qi-Gong auskennt, weiss, wovon wir sprechen. Meister Lin ist eigentlich Steinmetz, und er verarbeitet speziellen Taiwanesischen Stein zu riesigen Tischen für das Gong-Fu-Cha. Die Energie geht dabei auch den Tee über, und dieser schmeckt dann einfach besser, ähnlich wie bio-dynamischer Wein. Die meisten kauften dann allerdings keinen Tisch, sondern ein wesentlich kompakteres Jadekännchen, das aber energetisch über gleiche Qualitäten verfügt.

Wie auf Twitter geschrieben war es ja ein meisterlicher Tag. Last-but-not-least gings zum Pu-Erh-Meisterin. Es gibt bekanntlich zahllose Mythen um diesen Tee aus der chinesischen Provinz Yunnan. Hier, im Laden bei Frau Tao Yuan konnte man der Sache auf den Grund gehen. Ein Angestellter von ihr arbeitet jeweils 2 Monate im Jahr direkt in Yunnan mit den Teebauern zusammen, kapitalisiert sie zunächst und kauft dann die Ernte auf. Dabei überwacht er auch den gesamten Herstellungsprozess, und somit weiss man, was man kauft. No Stories... Wegen der umfassenden Qualitätskontrolle ist deshalb die Ware auch immer ausverkauft, und Menglin musste Frau Yuan noch bitten, ein paar Fladen und Bambusrohre für den Teeclub auf die Seite zu legen... Die meisten hier verkauften Tees sind jung, Jahrgänge 2005 - 2008, und es obliegt dann uns, diese wunderbaren Tees zu lagern.


Ein Ladykiller: Pu-erh-Fladen aus Teeblüten

Dienstag, 21. April 2009

Von Hannes Pfister

Ein grauer, etwas kühler Morgen über der geschäftigen Stadt Taipeh. Heute besuchen wir das Nationale Palastmuseum. Es beherbergt eine Sammlung von Meisterwerken von Jade, Bronze, Keramik, Malerei und Kalligraphie der verschiedenen Epochen der chinesischen Kulturgeschichte. Die Kunstschätze des Qing Hofes aus der Verbotenen Stadt in Peking gelangten während des Bürgerkrieges 1948 nach Taiwan. Topmoderne Gestaltung der Ausstellung. Im San Hsi Tang Teehaus auf dem Dach des Museums gibts ein Mittagessen mit Blick auf die bergig-grüne Umgebung. Das Teehaus ist modern chinesisch eingerichtet, aber leider ist die Qualität der Einrichtung besser als diejenige des Tees... Wir lustwandeln anschliessend im Chich-shan Garten, der unterhalb des Museums liegt. Mit seinem Teich und Pavillons erinnert an die Vorbilder in Peking.

Tee-Meisterin Chen Shu Jing und ihre Freundin, die ebenfalls Meisterin ist, zeigen uns im Teeladen Hu Sheng Tang die chinesische Gong-fu-cha Teezeremonie mit Übungsgelegenheit, inmitten von exquisitem Teegeschirr. Angeregte Stimmung mit vielen Diskussionen. Hochland Oolong und Oriental Beauty werden dargereicht. Einige der ausserordentlich kleinen und feinen Teekännchen aus Ton und Teebecherchen finden ihre enthusiastischen Käufer in unserer Gruppe. Hu Sheng ist die Topadresse für hochwertiges, künstlerisches Teegeschirr, und die Firma ist Marktführer in Taiwan.

Am Abend folgte das Essen mit Herrn Fizze von der kleinen Schweizerischen Handelsdelegation in Taiwan. In Taiwan leben ca. 300 Schweizer, darunter immerhin ein Schokoladen-Importeur. Auch heute abend erwartet uns wieder ein begeisterndes vielgängiges Menü aus kantonesischer Küche, und der Reiswein trägt das Seinige bei...




Montag, 20. April 2009

Von Hans Reinle

Mit Taxis fahren wir zu Mr. Chengs Teeraum an der Xinsheng South Road, Sec. 1, Lane 161. Diese Tee-Oase ist ein paar Schritte vom Verkehrsgewühl abgelegen. Atong, wir wir Mr. Cheng nennen dürfen, begann mit einer Einführung in die Teesorten Taiwans und vor allem in Oolong. Oolong-Tee Taiwans ist seine Spezialität und die kennt er in- und auswendig wie kein anderer.

Es soll hier nicht auf die einzelnen Tees eingegangen werden, die wir degustierten, denn erstens bräuchte es zu viele Notizen, um die Tees akkurat zu wiederzugeben und zweitens ist das Leseerlebnis für Nichtbeteiligte meist von wenig konkretem Wert. Deshalb mehr zum Degustationsablauf.

Ein Schwerpunkt am Anfang war die Degustationsmethode. Unverkennbar zeigt Atong auf, was wir auch schon bei Menglins Teeseminaren kennengelernt haben: Der Tee wird heiss aufgegossen in Schalen, dann lassen wir ihn einige Minuten ziehen, währenddessen Mr. Cheng Abklärungen abgibt. Die Farbe des Tees wird studiert. Das Blattgut hat sich nun vollgesogen und zeigt nun seine Struktur und Zusammensetzung. Dann wird ein Esslöffel in den Tee getaucht, den wir dann an die Nase halten. Die auströmenden Düfte werden aufgenommen und zugeordnet. Die Düfte verändern sich, wenn der Löffel warm ist gegenüber dem kalten Zustand. Ja, Atong meinte, bei gewissen guten Tees könne man den Löffel am nächsten Tag beschnuppern und immer noch das Aroma erkennen.

Es gilt, die verschiedenen Duftnoten zu erhaschen und einem Referenzgeruch zuzuordnen. Keine leichte Sache! Unter Atongs Anleitung, der den Geruchsablauf kommentiert (und von Menglin unermüdlich, rasch und kompetent übersetzt wird), können wir einigermassen mitverfolgen, was sich alles entwickelt. Für Langnasen wie wir v om Teeclub empfiehlt er in humorvoller Art, den Löffel mit der Aussen-Wölbung gegen die Nase zu halten, da wir sonst bei der Löffelinnenseite immer die Nase im Weg haben.

Geduld ist gefragt! Für eine echte Degustation muss ein Tee abkühlen, um seinen Charakter zu offenbaren. Wer also in einem Teeladen einkaufen geht, soll sich nicht heissen Tee auftischen lassen. Am besten lasse man sich den Tee aufgiessen, gehe 20 Minuten weg und komme wieder zurück. In der Zwischenzeit hat der Teehändler Stress, weil es ihm klar werde, dass ein Profi gekommen sei. Je mehr Geduld, desto tiefer der Preis. So einfach, aber auch so schwierig, denn es ist noch kein (Tee-)Meister vom Himmel gefallen.

Als nächsten Schritt trinken wir vom Tee. Wie das vor sich geht, hat Atong eindrücklich die Schlürf-Methode demonstriert. Wir versuchen es, ihm gleich zu tun. Ziel ist, im Gaumen eine gute Durchmischung von Tee und Luft zu erreichen, damit sich die Geschmacksnoten entfalten.

Im Laufe des Tages reisen wir mit den Tees durch ganz Taiwan und in verschiedenen Höhenlagen und Jahrgängen. Tees mit Makel werden als Vergleich präsentiert. Wir betrachten das Teelager, das für Halb-Laien wie wir eher chaotisch aussieht und lernen zudem, dass die Stoffsäcke mit dem Tee von jedem Teebauern oder Teehändler auf bestimmte Art und Weise geknüpft wird, dass er jederzeit erkennen kann, ob der Sack ohne sein Wissen geöffnet wurde.

Weil wir Teeclub-Langnasen kaum genug bekommen können, bringt Atong einen Tee aus seinem privaten Vorrat. Wundervolle Düfte und Geschmacksnoten bieten sich dar. Mit viel eingekauftem sehr guten Tee machen wir uns auf den Weg ins Restaurant, wo uns Menglins Vater grosszügig einlädt. Ein grosses kulinarisches Spektrum wird uns aufgetischt. Dazwischen kippen wir Gläschen mit Cognac, die Mr. Chou uns füllt, bis 1.5 Liter Cognac geleert sind. Damit ist auch der Abend beendet. Vielen Dank an Menglins Vater für seine Grosszügigkeit.


Taipei, 19. April 2009

Von Hans Reinle

Um 13:00 geht es in der Lobby des Hotels Sunworld Dynasty los. Alle 18 Teilnehmenden, die auf verschiedenen Wegen angereist sind, teils kurz vorher, teils schon ein paar Tage unterwegs, treffen die Reiseleiterin Meng-Lin Chou. Als Einstieg in diese Riesenstadt gehen wir mit Taxis zum Jianguo Weekend Blumenmarkt, der unter der Hochstrasse Jianguo South Road fast schon gemütlich eingerichtet ist. Wir schnuppern an Blumen und üben schon einmal unsere Nasen für kommende Teeerlebnisse. Im Blumenmarkt kann die Bevölkerung alles kaufen, was mit Pflanzen im weiteren Sinne zu tun hat: Schnittblumen, Topfpflanzen, Bäume vom Bonsai-Format bis zu mehreren Metern Höhe, Sprossen, Dünger, Gartengeräte und und und. Da Tee auch zum Pflanzengebiet gehört, wird selbstverständlich hier auch solcher verkauft, sei dies als Blätter im Verkauf oder als aufgebrühter Tee in grossen Kanistern, der in Pappbecher abgefüllt wird. Viele Stände scheinen Familienbetriebe zu sein mit Jung und Alt, wobei an etlichen Ständen im Sitzen schlafende Jugendliche, ein wenig im Hintergrund den Kopf auf einen Tisch gelegt, ihre Müdigkeit von der Samstagnachtparty vertreiben mussten.

Im nahegelegenen Da'An-Park , zu dem wir über eine schräg über die riesige Kreuzung führenden Fussgängerstreifen gelangten, liessen wir uns von der Masse treiben und wurden zu einem Kalligraphie-Stand getrieben. Meng-Lin organisierte für uns, dass der Künstler Kalligraphien mit Sinnsprüche zum Tee malte und auch für den Teeclub einen möglichen Leitspruch entwarf, der in etwa „nutze Tee, mache Freundschaft“ heisst. Vielleicht wird dies Teil eines multikulturellen Logos des Teeclubs?

Als Höhepunkt des Tages ging es nun zu Fuss weiter durch den Da'An-Park zur Xinsheng South Road zum Teehaus „Wistaria“. Mitten im Häusermeer und am Autostrom gelegen, hebt sich dieses Haus sofort von seiner Umgebung ab mit seinen Glyzinien (Wistaria) im Garten und der Holzbau weise mit grossen Fenstern. Siehe auch www.wistariateahouse.com. Im Polyglott-Reiseführer ist es kurz beschrieben.

Die Teereisegruppe liess sich sofort in den Bann dieser ruhigen und kultivierten Atmosphäre ziehen. Wir richten uns im grossen Raum beim Eingang ein und harren der Dinge. Meng-Lin schlägt vor, dass jede Gruppe an den 4 Tischen sich für 3 Sorten Tee entscheidet, die in den nächsten Stunden genossen werden sollen. Als wir aber daran gingen, die Karten zu lesen, stolperten wir kräftig über mangelnde Chinesisch-Kenntnisse. Wie sollen wir bestellen, wenn wir nicht lesen können, was es gibt? Meng-Lin schlägt deshalb vor, dass sie für alle zusammen 3 Tees heraussucht; das kürzt die Sucherei ab und erlaubt den gegenseitigen Aus Tausch von Gedanken und Gaumen-/Nasen-Empfindungen.

Dann ging es los mit einer sorgfältigen Einführung in die taiwanische Art der Zubereitung. An jeden Tische setzte sich eine der Damen des Teehauses und führte die Schritte vor mit Teeblätterschale, Teetässchen, Teekännchen mit seiner Auffangschüssel, der Schüssel für das Abgiessen des aufgebrühten Tees sowie der Wasserkanne auf dem Stövchen neben dem Tisch. Eine kleine Decke als Unterlage, Bambuslöffel und ein Tropftuch gehörten ebenso dazu.

Der erste Tee war ein junger Pu Errh von 2003, genannt Zi Pin, ein sonnengetrockneter, geschmeidiger und tiefgründiger Tee.

Nun stehen Erwartungen im Raum, dass der Schreibende die Verkostung im Detail und Schritt für Schritt dokumentiert hat. Da muss ich aber enttäuschen, denn wie die ganze Teereisegruppe habe ich den Tee genossen und mich in die Duft- und Geschmack-Sphären entführen lassen. Meng-Lin führte die Gruppe an unserem Tisch an diesen Tee heran und zeigte die stets neu oder anders bestehenden Noten: Nach Überwindung des „Kellergeruchs“ tasteten wir uns an Schokolade, gedörrte Zwetschgen, Lotang-Blume, Menthol, Rauch, Kampfer (-Gefühl), aber nicht Pfefferminz heran. Die Degustation war in die verschiedensten Ecken des Geruchs- und Geschmacksempfindens vorgedrungen.

Als zweiten Tee gab es den Qinghong (Xiao Hong Yin) mit Jahrgang 1950. Nun ging es noch tiefer in die Geruchs-und Geschmacksempfindungen hinein. Der intenisve Körper dieses Tees blieb Aufguss für Aufguss erhalten. Es ist fast unglaublich, wieviel Substanz ein solcher Tee hat.

Als Intermezzo startete nun ein Führung durch das Haus, das aus den 1920er Jahren, also der japanisch dominierten Zeit, stammte. Das Haus hat seit den 1950er-Jahren ein Zentrum des regime-kritischen Denkens. Insbesondere nach der brutalen Niederschlagung der Demokratie-Bewegung in 1979 wurde das Wistaria ein Zentrum des kritischen Denkens und unterstützte Künstler mit neuartigem Schaffen. Im Haus befinden sich verschiedene Räume fürs Teetrinken oder auch für Ausstellungen und Veranstaltungen mit unterschiedlicher Atmosphäre aber stets geprägt von Kultiviertheit und Ruhe. Wer möchte, kann lange beim Tee sitzen und lesen oder schreiben. Auch Gruppen oder Familien können sich bei Spitzentee unterhalten.

Dass während unseres Aufenthalts im Wistaria, der den Lärmpegel sicherlich über den Durchschnitt brachte , viele Taiwaner ein- und ausgehen, zeigt die Position des Wistaria als Kulturhaus und nicht als Touristenstation, auch wenn es 1997 als historische Stätte von Taipei deklariert wurde, das seit 2003 durch die Wistaria Cultural Association betrieben wird.

Nach dem sehr mundenden Nachtessen kam als Höhepunkt der dritte Tee, der hat eine kleine Vorgeschichte hatte: Zuerst sollte es Liu An geben mit Jahrgang 1920 (!). Es ist ja kaum fassbar, dass es so alten Tee gibt. Für Meng-Lin ist das ein seltener Höhepunkt und nirgends sonst zu erleben. Wollen wir das auf unserer Tee-Expedition als Krönung der Degustation? Die Begeisterung war gross bei dieser seltenen Gelegenheit. Aber es gab da auch zwei Haken: Einige waren von der Reise müde und der Tee kostet für jeden Tisch so um die 150 EURO. Es wäre ja eigentlich ein wunderbares Erlebnis, aber im Moment ein gar starkes Stück, zumal wir ja schon 3 Stunden hier waren. - Das Ganze löste sich dann in eine Einladung des Hauses zu ein Can Yin Tie Bing, Jahrgang 2007, auf, der nach traditioneller Art hergestellt wurde. Mit Freude nahmen wir dieses Angebot entgegen und liessen unsere Gaumen und Nasen mit diesem jungen Tee verwöhnen. Wieder schwärmten Begriffe wie Schokolade, Menthol, Dörrfrüchte durch den Raum. Hoffen wir doch, dass dieses Pu Errh-Erlebnis lange haften bleibt. Vielleicht gehen einige ja nochmals ins Wistaria.


Kommentare:

sonja schreibt:
kann man über euch den Gaba-Tee vom Sun-Moon-Lake erwerben...dafür wäre ich sehr dankbar...!!!

Tee Lexikon
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